ERZHERZOG LUDWIG SALVATOR Der Prinz des Mittelmeeres

LUDWIG - SALVATOR - GESELLSCHAFT

wellen-1
Entourage
mallorca-1
kueste-1
An Deck der Nixe 2
hafen-1
nixe-1

Die Verleger Ludwig Salvators

Heinrich Mercy, Prag

(*26.8.1826, Heidelberg, †26.12.1912, Graz)

Das in Prag ansäßige Verlagshaus Heinrich Mercy (später: H. Mercy Sohn) war Ludwig Salvators wichtigster Verleger und begleitete dessen Schaffen von 1870 – 1916 (posthume Herausgabe des Werkes „Auslug- und Wacht-türme Mallorcas“). Am Ruhm von Salvators wichtigstem Werk „Die Balearen“ hatte der Verlag jedoch nicht teil. Die große Prachtausgabe in sieben Bänden und neun Büchern wurde von F.A. Brockhaus in Leipzig, die zweibändige Volksausgabe von Leo Woerl in Würzburg/Leipzig verlegt.

Heinrich Mercy, der ebenso wie Ludwig Salvator keinen Wert auf Äußerlichkeiten legte, unermüdlich arbeitete und dem technischen Fortschritt seiner Zeit gegenüber sehr aufgeschlossen war, gründete im Jahr 1876 das legendäre „Prager Tagblatt“, welches von seinem Sohn Dr. Wilhelm Mercy zur größten liberal-demokratischen deutschsprachigen Tageszeitung Böhmens entwickelt wurde. Sie galt zu ihrer Zeit als eine der besten deutschsprachigen Tageszeitungen. Berühmte Autoren des Prager Tagblatts waren u.a. Egon Erwin Kisch, Friedrich Torberg, Alfred Polgar, Roda Roda, Max Brod und Joseph Roth.

Biografie

Am 26.8.1826 in der alten Universitätsstadt Heidelberg geboren,widmete sich Heinrich Mercy schon in jungen Jahren dem Buchhandel. Seine Lehrjahre verbrachte er im Badischen, in Offenburg und Heidelberg und kam 1845 nach Prag in die altbekannte Calve’sche Buchhandlung, deren damaliger Besitzer Friedrich Tempsky war. Dort blieb er jedoch nicht lange, sondern absolvierte eine Reihe von Lehr- und Wanderjahren, die ihn durch Süddeutschland und Österreich, nach Karlsruhe, Innsbruck und Wien und schließlich nach Italien führten. In Verona, wo er die Filiale der ehemaligen Münster’schen Buchhandlung leitete, lernte er nicht nur neue Verhältnisse, sondern auch italienische und französische Literatur kennen und die südländische Beweglichkeit und Anmut des Geistes schätzen. Anfang der Fünfziger Jahre kehrte er – bereichert mit noch geschärfterem Blick für politisch fortschrittliche Ideen – nach Prag zurück.

Er erwarb gemeinsam mit einem Freund die Buchhandlung der Mayregg’schen Nachfolger und wurde, nachdem er die österreichische Staatsbürgerschaft angenommen hatte, 1853 alleiniger Inhaber der Firma. Dank seiner Erfahrung und der Umsicht seiner Geschäftsführung gelang es ihm, diesem Unternehmen sehr bald große Popularität und einen guten Namen zu verschaffen. Durch den ständigen Kontakt mit dem Publikum gewann er Einblick in dessen geistige Interessen und Bedürfnisse und so reifte in ihm der geniale Plan zur Gründung eines fortschrittlichen, bissigen Blattes.

Mit dem Zeitungswesen war es damals so, dass die Schichten der kleinen Leute von der Presse so gut wie ausgeschlossen blieben. Die Herstellung eines Blattes war äußerst kostspielig, die Zeitung als kommerzieller Faktor noch nicht entwickelt. Das Zeitungsblatt wendete sich damals ausschließlich an gut betuchtes Publikum.

Heinrich Mercy schuf jedoch ein Blatt, das jedermann zugänglich sein sollte, eine Zeitung, die sich selbst bezahlt machen und vom Leser nichts fordern sollte: dies war der im Jahre 1854 gegründete „Mercysche Anzeiger“, dessen musterhafte Organisation ihresgleichen suchte.

Das absolutistische Österreich war der Presse damals durchaus nicht wohl gesonnen und so erschien denn nur zu bald ein kleiner Würgeengel der Zeitung in der Form des Stempels, der sowohl den allgemeinen Text und die Nachrichten, als auch den Inseratenteil mit schwerer Steuer belegte. Der Zeitungsstempel lähmte der österreichischen Presse die Flügel so sehr, dass das Entstehen billiger Volksblätter unmöglich geworden war und auch der inzwischen überaus populäre „Mercysche Anzeiger“ wurde mit einem Hieb zerschlagen.

Heinrich Mercy sah damals ein, dass er auf diese Weise keine Chance hatte, fand aber einen Ausweg, indem er ein dreimal in der Woche erscheinendes, also vom Stempel befreites Blatt, die „Prager Morgenpost“ gründete und den Anzeiger beilegte. Indes, auch durch diesen Plan wusste die strenge Behörde einen Querstrich zu machen. Sie folgerte aus der Aufnahme des Theaterzettels die Stempelpflicht. Nun musste Heinrich Mercy ganz auf den Plan eines für alle erschwinglichen Volksblattes verzichten, nicht aber auf die Zeitung selbst.

Er gestaltete die Morgenpost zu einer politischen Zeitung mit liberaler Tendenz um, die auch rasche Verbreitung fand; zu Beginn der konstitutionellen Ära war die „Morgenpost“ ein gut situiertes, blühendes Unternehmen mit einer eigenen Druckerei. Diese ruhige Entwicklung fand jedoch nur zu bald ihr Ende, als sich nach der Einführung der Februarverfassung eisiger Frost auf die Dinge in Böhmen legte.

Die Notwendigkeit, sich zu Fragen des Tages offen zu bekennen, sich mehr als bisher mit der Politik des Landes zu befassen, behagte der politisch nur wenig gebildeten Menge nicht, das Blatt fand, da es nun sehr politisch geworden, keinen Anklang mehr und so zog es Mercy vor, es in David Kuh’s national-freiheitlichem „Tagesboten aus Böhmen“ aufgehen zu lassen.

Die vielen Versuche, ein kostengünstiges Volksblatt mit liberaler Tendenz zu erhalten, hatten Heinrich Mercy nichts als materielle Verluste eingetragen und zwangen ihn, seine Sortimentsbuchhandlung zu verkaufen. Er behielt nur seine in Leitmeritz und Tetschen gegründeten Filialen, die Buchdruckerei und den Verlag. Die Geschäftslokalitäten des Unternehmens befanden sich von 1852 bis 1871 im alten Wanke’schen Haus in der Zeltnergasse, von da ab im ehemaligen „Tagblatt“-Haus in der Herrengasse.

Der allgemein fühlbare Aufschwung nach 1865 brachte auch den Buchdruckern gute Jahre, und wenn die Prosperität freilich mit dem Krach von 1878 ein unvermitteltes Ende fand, so war es während des Zeitraumes von sieben Jahren doch möglich gewesen, den technischen Betrieb der Mercy’schen Druckerei zu modernisieren und auszugestalten. Damals wurden Schnellpressen und der Dampfbetrieb eingeführt. Die Druckerei und der Verlag blühten, aber Heinrich Mercy gab trotz der erlittenen Enttäuschungen den alten Lieblingsplan nicht auf. Der Gedanke an die Zeitung lebte in ihm immer wieder auf und so entschloss er sich, bereits fünfzigjährig, im Dezember 1876 zu einem neuen Versuch.

Diesem Versuch verdankt das „Prager Tagblatt“ sein Leben. Heinrich Mercy schritt nicht ohne Vorbehalte und Zweifel an die Gründung des Blattes: er prüfte lange, nahm alle Erfahrung zusammen und hielt sich bei der Ausführung seines Blattes streng an die Gesetze seines sachlichen, klaren Verstandes. Er hatte darin etwas von der Praxis, die die deutsche Industrie auszeichnet und der sie ihre großen Erfolge verdankt: sachlich zu sein, die wirklichen Verhältnisse klar zu sehen und stets mit der technischen Entwicklung fortzuschreiten. So hat er über der natürlichen Aufgabe der Zeitung, ein Instrument der Aufklärung und des Fortschritts im politischen Sinne zu sein, diese zweite nicht vergessen: den fortschreitenden Bedürfnissen innerhalb der vierundzwanzig Tagesstunden, den praktischen Anforderungen des lesenden Publikums zu entsprechen.

Das „Prager Tagblatt“ erschien in den Siebziger Jahren einmal täglich auf nur 8-10 kleinen Seiten. Es gab nur wenige Mitarbeiter und noch keine Sonntagsbeilage. Der humoristische Ton des politischen Teils und die exzellente Berichterstattung machten das Blatt jedoch bereits in den ersten Monaten seines Erscheinens zu einem Überraschungserfolg. Kein anderes Journal hatte es bisher geschafft, sich in so kurzer Zeit einen so umfangreichen Leserkreis zu sichern. Die Haltung des Blattes war liberal und ausgesprochen bismarckfeindlich, aber auch ablehnend gegenüber Katholizismus und Sozialdemokratie. Mercy’s Bemühungen um den Nachrichtendienst und den kommerziellen Teil gaben dem Blatt ein festes Rückgrat. Was er dann selbst an täglicher Arbeit geleistet, wie unablässig er bemüht war, das Beste für das Blatt zu tun, lässt sich nur erahnen.

Privat war Heinrich Mercy ein einfacher, nicht auf Äußerlichkeiten bedachter Mensch. Immer dort, wo er kraft seines Willens Nützliches und Fortschrittliches zu leisten imstande war, hat er sich dem Wirken in der Öffentlichkeit nicht entzogen. Während der Jahre 1869 bis 1887 wurde er wiederholt von der Prager Handelskammer in den böhmischen Landtag gewählt, er war Vorstand sowohl im Buchhändler- als auch im Buchdruckergremium Prags und hatte die Präsidentschaft des österreichisch-ungarischen Buchhändlervereins inne.

Aus seiner Ehe mit Rosa (1858) stammten drei Kinder:
der Nachfolger von Heinrich Mercy und Eigentümer des Prager Tagblatts, Kaiserlicher Rat Dr. Wilhelm Mercy, Frau Mathilde von Belsky, die Gattin des Advokaten und Musikschriftstellers Dr. Ritter von Belsky und Frau Emmy Baudiß.

Erst im Alter von einundsiebzig Jahren – obwohl immer noch geistig regsam und an allem teilnahmsvoll und interessiert – zog sich Heinrich Mercy nach Graz zurück, wo er den Herbst seines arbeitsreichen Lebens voll starker Willenskraft und Energie genoss und wo er im Jahre 26. August 1912 sechsundachtzigjährig verstarb, ohne krank gewesen zu sein.

(Quelle: Prager Tagblatt vom 27.8.1912, Abendausgabe, Nr. 236)

Nachruf des Prager Tagblattes auf Ludwig Salvator samt Todesbulletin vom 13.10.1915: LINK

Lesen Sie die Ausgaben des Prager Tagblattes unter diesem LINK

Leo Woerl, Würzburg, Leipzig und Wien

(*24. Mai 1843, Freiburg im Breisgau, †1. Juli 1918, Leipzig)

Mit dem Würzburger Buchhändler und Reisebuch-VerlegerLeo Woerl verband Ludwig Salvator zwischen 1878 – 1904 eine kontinuierliche Zusammenarbeit. Während die von Heinrich Mercy für den Erzherzog in kleinen Stückzahlen angefertigten Privatdrucke von diesem an Mitglieder des Kaiserhauses, Adelige, Gelehrte, Künstler, Mitarbeiter etc. verschenkt wurden, kamen die im Woerl´schen Reisebuchverlag verlegten Werke in größeren Stückzahlen in den Buchhandel. Größeren Absatz fanden dort aber nur die kleineren Formate, wie beispielsweise „Los Angeles“ oder „Yachtreise an den Küsten von Tripolitanien und Tunesien“, wogegen Folianten wie „Zante“ eher Ladenhüter blieben.

Biografie

Der in Freiburg im Breisgau als Sohn eines der bedeutendsten Geographen seiner Zeit, des Professors Dr. Edmund Woerl, geborene Leo Woerl, war königlich bayerischer, königlich sächsischer, k.u.k. österreichisch-ungarischer, großherzoglich-toskanischer Hofbuchhändler sowie Komtur und Ritter hoher Orden. Den Buchhandel erlernte er von 1858-62 in der Herderschen Verlagshandlung in Freiburg i.B., deren Besitzer sein Onkel war. Woerl unternahm für diese Firma auch größere Reisen und war in den Jahren 1863-66 als Buchhändler in Leipzig, Nürnberg, Würzburg, Prag und Wien tätig. 1866 gründete er schließlich eine eigene Verlagsbuchhandlung in Würzburg. Der Verlag beschäftigte sich zunächst vorwiegend mit theologischen, historischen und belletristischen Werken.

Als auf dem Geographentag in Frankfurt a. M. 1878 die Anregung gegeben wurde, zwecks Hebung und Förderung des (Fremden)Verkehrs sowie zur besseren Kenntnis von Land und Leuten kleine Führer herauszugeben, griff Leo Woerl diese Idee auf und erschien noch im selben Jahr als erstes dieser Werkchen ein Woerl’scher Führer von Frankfurt a. M. Dies war der Grundstein der in späterer Folge weltbekannten Woerl’schen Reiseführer-Kollektion, die bereits 1908 über 600 verschiedene Reiseführer zählte.

Leo Woerl unternahm während mehr als 10 Jahren große Reisen, um durch eigene Anschauung Kenntnisse und Verbindungen für seinen Reisebücherverlag zu gewinnen. Für die Bearbeitung der Städteführer kamen ihm auch seine Erfahrungen, die er sich als Stadtrat in Würzburg von 1882 bis 1891 erworben hatte, zugute.

Vom Woerl’schen Reisebücher-Verlag wurden Führer von allen für den Fremdenverkehr in Betracht kommenden Ländern, Gegenden, Städten, Bädern und Sommerfrischen etc. herausgegeben, von denen die meisten auch in kurzen Zwischenräumen in Neuauflagen erschienen.
Neben der Herausgabe dieser Reiseführer befaßte sich der Verlag auch mit umfangreichen Reise- und ethnographischen Werken. Es erschienen Baden, Bayern, Württemberg, Österreich-Ungarn, Sachsen, Schweiz, Italien, Rom, Griechenland, Spanien, Palästina, Nordamerika, Japan, Afrika, Amerika, Australien, Asien, Europa etc.

Der Verlag hatte im Laufe der Jahrzehnte Verbindungen in alle Welt aufgebaut und wurde Leo Woerl durch viele fürstliche Ordens- und Titelverleihungen ausgezeichnet. Der Verlag wurde 1897 nach Leipzig, der Zentrale des deutschen Buchhandels, verlegt.

Er verfasste die erste zeitgenössische – 1899 erschienene – Biografie Ludwig Salvators.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 6. Berlin/Eberswalde 1908, S. 1055-1056.

F. A. Brockhaus, Leipzig

Der berühmte – auch heute noch bestehende – deutsche Verlag verlegte insbesondere das in jeder Hinsicht aufwendigste und mehrfach preisgekrönte Werk von Ludwig Salvator, die siebenbändige (in neun Büchern erschienene) Monografie „Die Balearen. In Wort und Bild geschildert“. Die mit reicher Blind- und Goldprägung in Leinen gebundenen Bände stellen ein außerordentliches Zeugnis der Buchdruckerkunst der zweiten Hälfte des 19. Jhdts. dar. Erstmals präsentierte der Verlag die ersten beiden Bände des Balearenwerkes auf seinem Stand bei der Wiener Weltausstellung 1873.

Eduard Hölzel, Wien

Der Wiener Buchhändler und Kunstverleger Eduard Hölzel hatte immerhin die Ehre, eines der erzherzoglichen Werke, nämlich „Lose Blätter aus Abazia“ zu drucken. Der Grund für diese „Ausnahme“ war wohl ein Schreiben des aus Olmütz stammenden Verlegers und Besitzers eines geografischen Institutes aus dem Jahr 1884, in welchem er – äußerst höflich, aber bestimmt – gegenüber Ludwig Salvators Hofkammer die Beauftragung böhmischer und deutscher Verlage mit der Herausgabe der erzherzoglichen Werke kritisierte und patriotisch seine ergebensten Dienste anbot. Ludwig Salvator reagierte auf dieses Ansinnen mit dem Verlagsauftrag für „Abazia“, zog aber in weiterer Folge nur die geografische Anstalt des Verlages für Stich und Druck des seinen Werken beigeschlossenen kartografischen Materials bei. Für die Herstellung von Landkarten ist der Verlag auch heute noch bekannt.