ERZHERZOG LUDWIG SALVATOR Der Prinz des Mittelmeeres
Die österreichische Wissenschaft beforscht in zahlreichen Disziplinen Fragestellungen im Mittelmeerraum. Die Ludwig-Salvator-Gesellschaft stellt in Zusammenarbeit mit der ÖAW – deren Ehrenmitglied der Erzherzog ist – und verschiedenen universitären Einrichtungen einen regelmäßig aktualisierten Überblick dieses Leistungsspektrums zur Verfügung.
Im Studienjahr 2022/23 findet am Institut für Romanistik der Universität Graz ein Schwerpunkt zum Thema Mittelmeer statt. Dabei werden Fragen der Migration, der Mehrsprachigkeit, der Inter- und Transkulturalität ebenso behandelt wie das Selbstverständnis Europas und seiner Grenzen. Informationen bezüglich Lehre, Forschung und Veranstaltungen.
Der Mittelmeerraum der Antike war ein vorglobaler Megaraum mit regem Austausch. Welchen Einfluss Importe und Neuerungen aus den Küstenstädten griechischer Neusiedler auf lokale Machtstrukturen im Binnenland der Einheimischen hatten, rekonstruiert ein Innsbrucker Forscherteam mit Unterstützung des FWF in einem Kultbezirk auf dem Monte Iato in Sizilien. Seit 2010 forscht das Institut für Archäologien der Universität Innsbruck unter der Leitung von Erich Kistler und Birgit Öhlinger und dem Patronat der Zürcher „Ietas Grabung“ auf dem im Nordwesten Siziliens gelegenem Monte Iato. Der Berg mit seiner markanten Felsnase im Westen bildet den südlichsten Ausläufer der Palermitaner Berge und erhebt sich 852 m ü. M. über das obere Belice Tal. Circa dreißig Kilometer südwestlich von Palermo gelegen, befinden sich an dessen Fuß heute die modernen Ortschaften San Guiseppe Iato und San Cipirello. Die antike Siedlung befand sich auf dem flachen, nach Süden abfallenden, über 40 Hektar großem Hochplateau und war im Norden und Nordwesten durch steile Felswände begrenzt.
Im Zuge von Raubgrabungen in den 1960er Jahren, wurde die aus antiken Schriftquellen und über entsprechende Münzfunde bekannte Stadt IAITAS wiederentdeckt. Erste reguläre Grabungsarbeiten wurden 1971 durch das Archäologische Institut der Universität Zürich unter der Leitung von Prof. H. P. Isler und Prof. H. Bloesch aufgenommen und konnten bis heute ohne Unterbrechung fortgesetzt werden.
Die Forschungsgruppe »Historische Archäologie im Mittelmeerraum« der „Österreichischen Akademie der Wissenschaften“ (ÖAW) versteht sich als Plattform für inter- und transdisziplinäre Forschungsansätze, die sich mit Fragen der antiken Kultur- und Geistesgeschichte des Mittelmeerraums unter Einbeziehung materieller archäologischer Quellen und schriftlicher Überlieferungen beschäftigen. Der historischen Archäologie am ÖAI verpflichtet, stehen aktuell Forschungsplätze in Griechenland, Italien, der Türkei und am Balkan im Mittelpunkt. Den chronologischen Rahmen bildet die frühe Eisenzeit über die klassische Antike hinaus bis in das Nachwirken des Altertums in Mittelalter und Neuzeit. Im Fokus der aktuellen Forschungen steht die Erforschung von Formen, Funktionen und Entwicklungen urbaner und ruraler Siedlungsräume unter historischen, topografischen, architektonischen, wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Gesichtspunkten, wobei über die einzelne Siedlung hinaus auch Landschaften und Räume untersucht werden. Unter der Prämisse, die antike Kultur in ihrer Gesamtheit zu verstehen, werden in der Forschungsgruppe auch kunsthistorische Themen sowie Fragen zu Kult und Heiligtum diskutiert. Weitere religionsgeschichtliche Fragestellungen zur Interaktion von Religion und antiker Lebenskultur werden in der Forschungsgruppe »Antike Religion« behandelt.
Christoph Baier
Mit Beiträgen von Gerhard Forstenpointner, Alfred Galik, Walter Prochaska, Nikolaus Schindel und Gerald E. Weissengruber
Forschungen in Ephesos, 17,1
1. Auflage, 2023 – Verlag der ÖAW – OPEN ACCESS
Für die urbane Topografie des antiken Ephesos war ihre zum Hafen gewandte Stadtansicht mit dem Theater von besonderer Bedeutung, die jedoch bislang kaum erforscht ist. Dies gilt auch für das Areal oberhalb des Theaters, das von einem beeindruckenden Gebäudekomplex an einer prominent wahrnehmbaren Position innerhalb des Stadtgefüges eingenommen wurde. Wenngleich die monumentalen Ruinen dieser Anlage nur teilweise frei liegen, haben Feldforschungen des Österreichischen Archäologischen Instituts seit 2009 neues Licht auf die Fragen ihrer Bau- und Nutzungsgeschichte sowie ihre Einbettung in die umgebende Stadtlandschaft geworfen. Wohl bereits im Hellenismus als Verwaltungsresidenz geplant, illustriert der Baukomplex aus städtebaulicher Sicht den Aufstieg des antiken Ephesos zu einem Zentrum der politischen Macht. In der römischen Kaiserzeit erstreckte sich die Palastanlage über eine Fläche von mehr als 10 000 m² und ist mit den wenigen archäologisch bekannten Statthalterresidenzen des Imperium Romanum gut zu vergleichen. Damit kann sie auch als Ausgangspunkt für Überlegungen dienen, inwieweit Architektur und Städtebau bei der Planung der Residenz und des umgebenden Stadtgebiets der Manifestation politischer Herrschaft dienten.
Verlag der ÖAW
Friedrich KRINZINGER (Hrsg.)
ISBN 978-3-7001-2925-7, Print Edition – 560 Seiten, zahlr. Abb.
Grabungstätigkeit, Surveys und neue theoretische Ansätze in der Forschung haben in den letzten Jahrzehnten sowohl in der Ägäis als auch im westlichen Mittelmeer unsere Kenntnisse über die Kulturen des Mittelmeerraumes zur Zeit der griechischen Kolonisation in vielen Details vermehrt. Austausch und Diskussion der Forschungsergebnisse aus beiden Regionen des Mittelmeeres war das Ziel eines Symposions, das im März 1999 in Wien unter dem Titel „Die Ägäis und das westliche Mittelmeer. Beziehungen und Wechsel- wirkungen 8.-5. Jahrhundert v.Chr.” abgehalten wurde. Dabei wurden die Auswirkungen der Ägäischen Kultur auf die Länder im Westen und eine etwaige Rückwirkung auf das griechische Mutterland untersucht. Die Publikation als Ergebnis des Symposions umfaßt 60 Beiträge, die sich mit Beeinflussung und Wechselwirkung kultureller Phänomene anhand von mehreren Themenschwer- punkten befassen. Probleme der Urbanistik, von Polis und Chora, von Heiligtümern und Kulten sowie der künst- lerischen Beziehungen zwischen der Ägäis und dem westlichen Mittelmeer, gegliedert nach Architektur, Plastik, Kunsthandwerk, Keramik und Malerei, wurden exemplarisch diskutiert. Die Kapitel zu Aspekten des Handels und zu Problemen der Kolonisation bilden den Abschluss. Jedes dieser Kapitel wird von einem Grundsatzreferat eingeleitet.Es folgen Spezialuntersuchungen sowie die Diskussion zu jedem Themenschwerpunkt,sodaß der vorliegende Band den aktuellen Forschungsstand widerspiegelt.
Felix Höflmayer, Haggai Misgav, Lyndelle Webster & Katharina Streit, Antiquity, 2021 DOI: https://doi.org/10.15184/aqy.2020.157
Archäologen des Österreichischen Archäologischen Instituts der Österreichischen Akademie der Wissenschaften , die in Israel arbeiten, haben ein frühes Beispiel des Alphabets aus der Bronzezeit gefunden, das hilft, eine Lücke in seiner frühen Geschichte zu schließen. Forscher hatten zuvor Hinweise darauf gefunden, dass sich das Alphabet um 1800 v. Chr. Auf der Sinai-Halbinsel entwickelte und sich schließlich um 1300 v. Chr. In der Levante ausbreitete. Von dort aus verbreitete es sich im gesamten Mittelmeerraum und entwickelte sich schließlich zum griechischen und lateinischen Alphabet.
Allerdings fehlten die Beweise zwischen der Entstehung des Alphabets im Sinai und seiner Ankunft in der Levante. Somit dient dieser neue Fund – eine Inschrift auf einer Tonscherbe aus der Zeit um 1450 v. Chr. – als wichtiges „fehlendes Glied“ für diese Lücke in der Geschichte des Alphabets.
in: S. Ladstätter (Hrsg.), Neue Forschungen zur Kuretenstraße von Ephesos. Akten des Symposiums für Hilke Thür 2006 an der ÖAW, Archäologische Forschungen 15 (Wien 2009) 111-154 (gemeinsam mit Scheibelreiter und A. Socolicek).
Oliver Hülden in Sonderschriften des Österreichischen Archäologischen Instituts, Bd. 59.) Wien, Holzhausen, 2020
Stefanos Grimatzidis (ÖAW), Bernhard Weninger (2020)
Die Chronologie der frühen Eisenzeit im Mittelmeerraum wurde hauptsächlich anhand griechischer protogeometrischer und geometrischer Keramikwaren erstellt, die häufig für chronologische Korrelationen mit der Ägäis verwendet werden. Die Chronologie der griechischen frühen Eisenzeit, die ausschließlich auf historischen Beweisen im östlichen Mittelmeerraum sowie im Kontext der griechischen Kolonialisierung in Sizilien basiert, wurde jedoch noch nicht durch ausgedehnte Reihen von Radiokarbondaten aus gut datierten stratifizierten Kontexten in der Ägäis getestet. Aufgrund der hohen chronologischen Auflösung, die nur durch (metrische) stratigraphische 14C-Alterstiefenmodellierung erreichbar ist, zeigt die Analyse von 21 14C-AMS-Daten an stratifizierten Tierknochen aus Sindos (Nordgriechenland) Ergebnisse, welche die herkömmliche griechische Chronologie sofort herausfordern . Basierend auf Keramikvergleichen mit anderen Stätten weisen die neuen Daten für Sindos nicht nur auf eine allgemein höhere Chronologie der frühen Eisenzeit in der Ägäis hin, sondern implizieren auch die Notwendigkeit eines überarbeiteten Verständnisses des griechischen Periodisierungssystems, das voraussichtlich einen großen Einfluss auf unser Verständnis der griechischen und mediterranen Geschichte haben wird.
Manfred Bielak (Hrsg.)
Internationale Zeitschrift für ägyptische Archäologie und deren Nachbargebiete
EGYPT AND THE LEVANT
International Journal for Egytian Archaeology and Related Disciplines
Die internationale und interdisziplinär ausgerichtete Zeitschrift , Ägypten und Levante“, die einmal jährlich im Druck und online erscheint, wurde im Jahr 1990 vom renommierten österreichischen Ägyptologen Manfred Bietak begründet, um den Forschungen zu den Kulturkontakten zwischen Ägypten und seinen Nachbarländern sowie der ägyptisch-kanaanäischen Hybrid-kultur, wie sie bei den österreichischen Ausgrabungen in Tell el-Dab’a zutage trat, eine Publikationsplattform zu bieten. Das Themenfeld der Zeitschrift umfasst sowohl Berichte zu archäologischen Grabungen in Ägypten und dem gesamten Vorderen Orient mit dem Sudan, wie auch Artikel zu allen Aspekten der ägyptischen und nahöstlichen Archäologie, Geschichts- und Kulturwissenschaft. Der Fokus liegt auf der pharaonischen Zeit, jedoch sind sowohl Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte der genannten Regionen wie auch zur nachpharaonischen Antike möglich, ebenso zu naturwissenschaftlichen Themen.
Unterschiedliche ökologische Nischen: Tropische Arten verändern die Funktionsweise der Ökosysteme im östlichen Mittelmeer tiefgreifend – mit kaum abschätzbaren Folgen. Gemeinschaften aus eingeschleppten tropischen Arten unterscheiden sich in ihren biologischen Eigenschaften deutlich von der heimischen Tierwelt im östlichen Mittelmeer, wie ein internationales Forscherteam um Jan Steger vom Institut für Paläontologie herausfand. Dadurch – und durch den fortschreitenden Kollaps mediterraner Arten – verändern sich die Flachwasser-Ökosysteme in der Region besonders tiefgreifend. Die Studie wurde im Fachjournal Global Ecology and Biogeography veröffentlicht.
Albano P. G., Steger J. Bošnjak M., Dunne B., et al.: in: Proceedings of the Royal Society Biological Sciences, Vol. 288, Issue 1942, 2021
Durch die langjährigen Arbeit des Flora-Ionica-Projekts des Botanischen Instituts der Universität Wien wurde das besonders im 20. Jahrhundert aufbereitete Wissen um die Flora der Ionischen Inseln auf einer dynamischen Website der breiten Öffentlichkeit zugänglich. Auf dieser finden sich Informationen zu jeder der rund 1900 derzeit bekannten Farn- und Blütenpflanzen der Ionischen Flora. Flora Ionica Working Group (2016 onwards): Flora Ionica – An inventory of ferns and flowering plants of the Ionian Islands (Greece). Published at https://floraionica.univie.ac.at
In diesem nahezu vollständig überarbeiteten und um zwei gänzlich neue Kapitel erweiterten Werk haben Herausgeber und Mitautoren in den vergangenen zwanzig Jahren viel Neues und Verblüffendes über das Mittelmeer zusammengetragen. Eine neue Wissenschaft hat sich formiert, die multidisziplinäre Mediterranistik, die auch dank Historikern neue Einsichten zum Verständnis dieses Raums ermöglicht. Doch auch die Umweltforschung machte große Fortschritte und fördert Beunruhigendes an den Tag: Die negativen Veränderungen im Mittelmeer und im mediterranen Raum laufen heute in einer Geschwindigkeit ab, die es in der Erdgeschichte wahrscheinlich bislang noch nie gegeben hat. Das aktuelle Wissen zum mediterranen Raum wurde in dieser Publikation zusammengefasst – von der Biodiversität bis zur wirtschaftlichen Nutzung der marinen Ressourcen, von den klimatischen Verhältnissen, den Wasserströmungen und Winden bis zu den komplexen Nahrungsnetzen und ökologischen Abhängigkeiten innerhalb der Pflanzen- und Tierwelt des Mittelmeeres. Die enorme Bandbreite der Themen soll Liebhabern der Mittelmeerregion ebenso entgegenkommen wie Meeresschützern, Tauchern, Forschern, Seglern und Reisenden – jedem, der über das Mittelmeer etwas wissen will.
Mordechai Eliav
Ausgewählte Konsulatsdokumente aus Jerusalem 1849-1917. Unter Mitarbeit von BARBARA Haider, 2000, 617 Seiten, 24×17 cm, broschiert, ISBN 978-3-7001-2888-5
Barbara Haider-Wilson, Dominique Trimbur (Hrsg.)
Religion-Politik-Gesellschaft, 2010, 376 Seiten, 22,5×15 cm, brosch., Print: ISBN 978-3-7001-6804-1
Barbara Haider-Wilson
Das Heilige Land in Außenpolitik, Gesellschaft und Mentalitäten der Habsburgermonarchie, 2021, ca. 870 Seiten, mit zahlr. Farb- und s/w Abb., ISBN 978-37001-8616-8
Frank Wiggermann
Ein Beitrag zur Geschichte der italienischen Nationalbewegung in Istrien, 2004, 456 Seiten, ISBN 978-3-7001-3209-7
Oliver Jens Schmitt(Ed.)
2016, 289 Seiten, ISBN 978-3-7001 7890 3
Michael Metzeltin, Oliver Jens Schmitt (Hg.)
2015, 756 Seiten, ISBN 978-3-7001-7726-5
HANß Stefan (Hg.) |MCEWAN Dorothea (Hg.)
Archiv für Österreichische Geschichte, 145
Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Klasse, 914
1. Auflage, 2021
Dieser Band präsentiert das Mittelmeer als wesentlichen Bestandteil des sozialen und kulturellen Gefüges der frühneuzeitlichen habsburgischen Welt. Das Meer stellte eine Bühne dar, auf der habsburgische Geschichte geschah (und ungeschehen gemacht wurde). Im habsburgischen Mittelmeer fanden ständig Veränderungen und Austauschprozesse statt, die Hierarchien, Machtverhältnisse, Handel und die Alltagspraktiken der Menschen betrafen und veränderten. Die Fallbeispiele besprechen die Bedeutung des Mittelmeeres als Ort des Austauschs von Ideen, Menschen, Pflanzen, Tieren und Gegenständen. Diese Strömungen etablierten die sich überschneidenden, wechselseitigen und zuweilen auch konkurrierenden Beziehungen der iberischen und mitteleuropäischen Habsburgerdynastien.
Franz Prettenthaler, Lena Bader, Judith Köberl
Folgen des Klimawandels für Italien und Tunesien, 2012, Ökologisches Wirtschaften – Fachzeitschrift, S. 34
Schon heute lassen sich in vielen mediterranen Regionen die Anzeichen eines Klimawandels und damit einhergehend auch eine zunehmende Wasserverknappung beobachten. In Zukunft muss gemäß den aktuellen Klimaprojektionen für das 21. Jahrhundert in den Ländern rund um das Mittelmeer mit einer weiteren Verschärfung der Situation gerechnet werden.
Zante, il fior di Levante – eine kleine Reise auf die Ionische Insel Zakynthos, die Ludwig Salvator 1904 einzigartig monografierte.
Das Ludwig-Salvator-Buchdigitalisierungsprojekt in Kooperation mit der Medienagentur Reithofer & Partner.
Im Frühjahr 2015 fand in Palma de Mallorca – Casal Solleric eine umfassende Ausstellung über Leben und Werk des Erzherzogs statt.
Herbert und der Archeduque – die erste deutschsprachige Filmdokumentation über EH Ludwig Salvator (1983).