ERZHERZOG LUDWIG SALVATOR Der Prinz des Mittelmeeres

LUDWIG - SALVATOR - GESELLSCHAFT

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Heinrich von Littrow

Telegramm Littrows  an Ludwig Salvator betreffend die Kiellegung der Nixe

DIE nautischeN Berater des Erzherzogs

FREGATTENKAPITÄN HEINRICH EDLER VON LITTROW

26. Januar 1820 in Wien – 25. April 1895 in Abbazia, heute Opatija, Kroatien

Der um 27 Jahre ältere Littrow wurde der erste nautische Berater des jungen Erzherzogs, als dieser im Alter von 23 Jahren den Wunsch äußerte, eine Dampfsegeljacht als Forschungsschiff zu erwerben. Während Ludwig Salvator in Prag sein Praktikumsjahr an der Statthalterei absolvierte, kümmerte sich der erfahrene Marineoffizier um die koordinativen Kontakte mit der Werft des Stabilimento technico in Fiume und dessen Direktor Robert Whitehead sowie mit dem Schiffskonstrukteur Otto Schlick. Er informierte den Erzherzog regelmäßig über den Baufortschritt der Yacht und avancierte mit den Jahren zu einem väterlichen Freund Ludwig Salvators. Gemeinsam mit dem ersten Kapitän der Nixe – Alois Randich – stattete er den fortan seefahrenden Erzherzog, der selber nie eine nautische Akademie besuchte, mit dem erforderlichen seemännischen Grundwissen aus. 

Einige Jahre beriet er mit der beim Bau der „Nixe“ gewonnenen Erfahrung den Fürsten Johann von Liechtenstein, als sich dieser ebenfalls von Otto Schlick in dessen neuer „Norddeutschen Werft“ in Kiel eine ähnlich große Dreimast-Dampfsegelyacht namens „Hertha“ bauen ließ. Der Zufall wollte es, dass Ludwig Salvator nach dem Schiffbruch der „NIxe“ 1894 die damals zum Verkauf stehende „Hertha“ erwarb und somit zeitnah über eine von seinem bewährten Planungsteam realisierte neuere Yacht verfügte.


Der geistreiche Littrow war ein Sohn des 1836 geadelten Astronomen Joseph Johann von Littrow und dessen Ehefrau Karoline von Ulrichsthal. Nach seinem Schulabschluss besuchte er als Kadett  die Marineakademie Fiume (Rijeka) und sammelte bereits neben der theoretischen Ausbildung nautische Erfahrung durch den Dienst auf verschiedenen k.k.-Kriegsschiffen.

1840 beendete er als Jahrgangsbester seine Ausbildung und wurde zu weiteren Studien der „höheren Astronomie“ an die Universitätssternwarte Wien geschickt. Dort war er einige Zeit Schüler seines Vaters und nach dessen unerwartetem Tod 1841 auch Schüler seines Bruders Karl Ludwig.

1845 berief man von Littrow als Professor für Stilistik und als Hilfslehrer für Mathematik und Nautik an die Fiumaner Akademie. Politische Ereignisse führten später zu seiner Versetzung nach Triest, wo er auch als Offizier erfolgreich an der Blockade-Escadre von Venedig und der Eroberung der Lagunenstadt beteiligt war. 

Ab 1850 arbeitete von Littrow gemeinsam mit Admiral Baron Bernhard von Wüllerstorf-Urbair an der Reorganisation der österreichischen Marine und führte auch die Farbenplastik bei Seekarten ein, die bald zum allgemein üblichen Standard wurden. Mit seinem Kollegen Gustav Stelczyk schuf Littrow ein richtungsweisendes Relief des Adriatischen Meeres. 

1857 wurde von Littrow zum Fregattenkapitän befördert und in Triest stationiert. Neben seinen dienstlichen Aufgaben engagierte er sich auch intensiv im kulturellen Leben der Stadt. Neben seinen regelmäßigen populärwissenschaftlichen Vorträgen und schriftstellerischen Aktivitäten war er auch maßgeblich an der Gründung eines Schiller-Vereins in Triest beteiligt. Mit seinen vielfältigen Aktivitäten bildete dieser Verein viele Jahre einen gesellschaftlichen Mittelpunkt der Stadt.

Littrow war mit dem Komponisten Franz von Suppè befreundet. Der Text zur populären Arie „Hab ich nur deine Liebe, die Treue brauch ich nicht“ in dessen Operette Bocaccio aus dem Jahr 1879 stammt nicht von den Librettisten Friedrich Zell und Richard Genée, sondern von Littrow. Er hatte das kurze Gedicht bereits 1857 unter dem Titel „Liebe und Treue“ in seinem Gedichtband „Aus der See“ veröffentlicht.

Einige Jahre fuhr Heinrich von Littrow auch als Kapitän wurde im adriatischen Linienverkehr des Österreichischen Lloyds, bis man ihn schließlich mit der Leitung der nautischen Akademie in Triest beauftragte.

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Ernst Otto Schlick

ERNST OTTO SCHLICK

Otto Schlick, der geniale Konstrukteur beider „Nixen“, gehörte zu den bedeutendsten deutschen Schiffbauingenieuren, die nicht nur in Deutschland, sondern auch in ganz besonderem Maß in England anerkannt wurden.

Schon früh zeigte er besonderes Interesse an technischen Dingen. Eine Reise mit seinem Vater nach Hamburg soll für ihn den Anstoß gegeben haben, Schiffbauingenieur zu werden. Er besuchte das königlich sächsische Polytechnikum in Dresden, die spätere Technische Hochschule Dresden. Bis auf die Schiffbauschule in Grabow/Stettin gab es damals in Deutschland keine speziellen Ausbildungsmöglichkeiten, sodass Schlick ein allgemeines maschinentechnisches Studium absolvierte, welches er 1862 erfolgreich abschloss. Kurz danach gründete er in Dresden eine eigene Werft, die ab 1863 als „Otto Schlick, Maschinen & Schiffbauanstalt Dresden-Neustadt“ firmierte. 1869 baute Schlick dort den ersten Kettendampfer Nr I. für die Kettenschifffahrt der Elbe, nachdem er bereits eine größere Anzahl kleinerer Fahrzeuge erfolgreich geplant hatte. Im Jahr 1872 wurde die Werft in die Aktiengesellschaft Sächsische Dampfschiffs- und Maschinen-Bauanstalt umgewandelt.

Bereits zuvor verließ Schlick Dresden, um sich in die Dienste des „Stabilimento Tecnico Fiumano“ nach Fiume (heutiges Rijeka) zu begeben, wo er seine fachlichen Kenntnisse erweitern wollte. In diese Zeit fällt auch die Zusammenarbeit mit dem Torpedo-Erfinder Robert Whitehead und die Konstruktion von Ludwig Salvators erster Dampfsegelyacht „NIXE“.

Im Jahr 1875 wurde Schlick Direktor der Norddeutschen Werft in Kiel, aus der später die Krupp-Germaniawerft hervorging. Er baute dort u.a. im Jahr 1876 für den Fürsten Johann von Liechtenstein nach dem Vorbild der „Nixe“ die ebenso große Dampfsegelyacht „Hertha“, die nach dem Erwerb durch Ludwig Salvator im Jahr 1894 wiederum in „Nixe“ umbenannt wurde. Schlicks Werft baute außer unterschiedlichsten Handelsschiffen auch die erste kaiserliche Yacht HOHENZOLLERN, einen Raddampfer, der später noch als KAISERADLER viele Jahre in Fahrt war. Im Jahr 1892 verließ Schlick Kiel und wurde Leiter des deutschen Büros der Schiffsklassifikationsgesellschaft „Bureau Veritas“ in Hamburg.

1896 wechselte Schlick, der bereits über ein erhebliches fachliches Ansehen verfügte, zur Germanischen Lloyd AG, wo er nach dem Tod von Friedrich Middendorf 1903 technischer Direktor wurde. In dieser Position blieb er bis zu seinem Ruhestand 1909.

Otto Schlick wurde auch durch mehrere bedeutende technische Leistungen in der Fachwelt bekannt. So als Verfasser des ersten in Deutschland erschienenen Buches über den Eisenschiffbau (1890) sowie durch seine Arbeiten zur Erforschung der Vibrationen auf Schiffen, hervorgerufen durch die Dampfmaschine. Er hatte früh erkannt, dass man zunächst an der Dampfmaschine selbst die erregenden Kräfte, die diese in die Schiffsstruktur abgibt, reduzieren müsse, um dieses Problem zu lösen.

Schlick, der Mitglied der „Institution of Naval Architects“ war, trug 1884 dieser Gesellschaft seine Überlegungen zu den Vibrationen von Dampfern vor. Da die damaligen Dampfer stets die Antriebsanlage auf halber Schiffslänge hatten, war es besonders die so genannte „Zweiknotenschwingung“ des Schiffskörpers, die sich unangenehm bemerkbar machte. Schlicks Ausführungen wurden außergewöhnlich aufmerksam von den bedeutendsten Fachvertretern aufgenommen. Das Problem der Schiffsschwingungen war damit erstmalig in einer wissenschaftlich-technischen Weise diskutiert worden. Da eine ausreichende Theorie nicht zur Verfügung stand, wurde versucht, diesem Problem durch Messungen beizukommen. Hierzu entwickelte Schlick sehr sinnreiche Methoden und führte umfangreiche Arbeiten durch. Der Schlick’sche Pallograph lieferte ausgezeichnete Analogsignale der Schwingungen, aus denen sehr präzise Rückschlüsse und Aussagen zu erhalten waren.

1894 legte Schlick in London eine theoretische Arbeit vor, in der er erstmalig eine Formel für die Eigenfrequenz der Zweiknotenschwingung von Dampfern angab, die etwas modifiziert noch bis auf den heutigen Tag als Überschlag Verwendung findet. Die Urheberschaft dieser Formel wurde allerdings sofort von J.A. Normand in Anspruch genommen. Dieser hatte eine ähnliche Formel bereits 1892 veröffentlicht, von der Schlick aber nichts wusste. Größere Bedeutung hatte die Untersuchung aber wegen des von Schlick vorgeschlagenen Massenausgleiches, der die erregenden Schwingungen eine Dampfmaschine ganz wesentlich reduzierte. Da bei einer Mehrfachexpansionsdampfmaschine die Kolben-/Zylindermassen sehr unterschiedlich sind, schlug er als Erster vor, den schweren Niederdruckzylinder in der Mitte der Maschine zwischen Hoch- und Mitteldruckzylinder anzuordnen. Durch geschickte Wahl der Kurbelwellenwinkel und durch Einsatz von Kontergewichten gelang es Schlick, für die 1. Ordnung der Erregung einen allgemein befriedigenden Massenausgleich zu finden.

Auch dieser Vortrag wurde von der Fachwelt lebhaft begrüßt und diskutiert. Die Methode des Schlick’schen Massenausgleiches war so erfolgreich, dass man in England die Yarrow-Schlick-Tweedy-System Company gründete, um die Schlick’sche Erfindung auszuwerten.

Die „Institution of Naval Architects“ würdigte Schlick 1894 mit der sehr seltenen Auszeichnung ihrer Goldmedaille. Besonders der Schlick’sche Pallograph fand in England allgemein Anerkennung und Anwendung.

Schlicks populärste Erfindung war aber ohne Zweifel der Schiffskreisel zur Reduzierung von Rollschwingungen, worüber er 1909 vor der „Schiffbautechnischen Gesellschaft“ berichtete. Dieser Kreisel (ein Vorläufer des Gyroskop) begeisterte zwar von seiner Wirkung, konnte sich aber wegen seines relativ hohen Energiebedarfes wirtschaftlich-technisch nicht durchsetzen.

Ernst Otto Schlick´s Leistungen wurden 1907 mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Technische Hochschule München anerkannt. Er gehörte seit 1904 dem Vorstand der „Schiffbautechnischen Gesellschaft“ an und beteiligte sich aktiv an ihrem Wirken.

Werke:

  • On the Vibration of Steam Vessels, Trans. Inst. of Nav. Arch., Vol XXV, London 1884
  • On an Apparature for Measuring and Registering the Vibration of Steamers, Trans. Inst. Of. Nav. Arch. Vol XXXIV, London 1893
  • Further Investigations of Vibrations of Steamers. Trans. Inst. Of. Nav. Arch. Vol XXXV, London 1894
  • Der Schiffskreisel. J. STG. 10. Band, Springer Verlag Berlin 1909

Quellen: