ERZHERZOG LUDWIG SALVATOR Der Prinz des Mittelmeeres
Schloss Brandýs nad Labem ist mit seinen prächtigen Sgraffito-Malereien eines der bedeutendsten Renaissancedenkmäler Böhmens. Es wurde über einen Zeitraum von rund fünf Jahrhunderten von allen Habsburger-Herrschern zumeist als Jagdschloss genützt.
Die ursprünglich gotische Burg aus dem 14. Jahrhundert ging 1547 in den Besitz der böhmischen Königskammer als Jagdschlosses von Kaiser Ferdinand I. über.
Einige Jahrzehnte später wurde die Stadt Brandýs nad Labem 1581 zur königlichen Kammerstadt erhoben, da das Schloss auch bei Kaiser Rudolf II. sehr beliebt war und zudem von ihm als Hauptsitz außerhalb Prags eingerichtet wurde. Er kam oft hierher, genoss die schönen Gartenanlagen, organisierte Jagden und beherbergte wichtige Persönlichkeiten – darunter den berühmten Astronomen Tycho Brahe.
Auch Kaiser Ferdinand III., der während des Dreißigjährigen Krieges das alte Boleslaw´sche Palladium der böhmischen Länder rettete. besuchte das Schloss häufig, Kaiser Karl VI. kam hierher, um mit dem ganzen Hof zu jagen. Maria Theresia lernte ihren Man Franz Stephan von Lothringen hier kennen und reiste von dort nach Prag zur Königskrönung. Kaiser Franz I. hatte während der Napoleonischen Kriege sein Hauptzelt auf dem Schlossgelände in Brandýs und empfing 1813 den russischen Zaren Alexander I. und den preußischen König Friedrich Wilhelm III. zu den Koalitionsverhandlungen gegen Napoleon vor der siegreichen Völkerschlacht bei Leipzig.
Der letzte Eigentümer des Schlosses Brandýs war bis 1918 der letzte Kaiser der österreichisch-ungarischen Monarchie und der letzte böhmische König Karl I. von Österreich, der hier in seiner Jugend als Offizier des 7. lothringischen Dragoner-Regiments lebte. 1911 brachte er seine Frau Zita aus der Familie Bourbon-Parma hierher, welche die ruhige Zeit in Brandýs als die schönste im Zusammenleben mit dem Kaiser in Erinnerung hatte.
Nach 1918 wurde das Schloss Brandýs nad Labem vom tschechoslowakischen Staat enteignet und danach als Büro- und Werkstattgebäude des Instituts für Forstwirtschaft samt Mietwohnungen genutzt. In einem baulich problematischen Zustand wurde es 1995 von der Stadt Brandýs nad Labem-Stará Boleslav vom Staat übernommen, die sich um die Generalinstandsetzung kümmerte und die Anlage nunmehr betreibt.
Ab 1860 gehörte das Schloss der toskanischen Habsburgerfamilie. Der Sohn des letzten toskanischen Großherzogs Leopold II., Erzherzog Ludwig Salvator, damals ein bekannter Reisender und Wissenschaftler, erbte die Domäne Brandeis von seinem Vater Großherzog Leopold II. und starb hier am 12. Oktober 1915.
PhDr. Milan Novák
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Das Ludwig-Salvator-Buchdigitalisierungsprojekt in Kooperation mit der Medienagentur Reithofer & Partner.
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